Liebe DGHM-Mitglieder, wir wurden vom RKI gebeten, die folgende Mitteilung zur Häufung von Ralstonia pickettii in Blutkulturen an Sie weiterzuleiten und möchten Sie darüber informieren, dass das Konsiliarlabor für Diphtherie am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit seit diesem Jahr WHO Collaborating Centre for Diphtheria ist.
Häufung von Ralstonia pickettii
In Deutschland sehen wir eine Häufung von Ralstonia pickettii-Nachweisen seit September 2023.
Die Häufung steht in Zusammenhang mit einem nosokomialen R. pickettii-Ausbruch in Australien, über den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 12.12.2023 informierte.
R. pickettii ist ein gramnegatives, opportunistisch pathogenes Bakterium, das Infektionen vorwiegend bei Immunsupprimierten und bei Menschen mit Zystischer Fibrose verursachen kann. Ausbrüche mit kontaminierter Kochsalzlösung als Infektionsquelle sind in der Literatur beschrieben.
Seit August 2023 wurde in Australien über 40 mögliche Fälle berichtet. Der Ausbruch in Australien wird auf Kochsalzlösung eines bestimmten Herstellers zurückgeführt (0,9 % Irrigation Solution sodium chloride, Hersteller: Legency Remedies Private, India). Die Produkte wurden in Australien zurückgerufen und ein Auslieferungsstopp für weitere Produkte aus derselben Produktionsstätte verhängt (https://www.tga.gov.au/news/safety-alerts/safety-alert-action-following-potential-contamination-some-saline-products-ralstonia-pickettii). Betroffene Produkte desselben Herstellers werden auch in der Europäischen Union (EU) vertrieben.
In der Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) wurden für 2023 insgesamt 20 Nachweise von R. pickettii in unterschiedlichen Materialien erfasst. Mit insgesamt acht Nachweisen in Blutkulturen ist ein Anstieg verglichen mit den Vorjahren (0 – 3 Blutkulturnachweise pro Jahr seit 2017) festzustellen. Die acht Nachweise erfolgten in den Monaten September bis November 2023 in sechs Laboren in drei Bundesländern (Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen). Es gibt erste Hinweise, dass Isolate in Deutschland nachgewiesen wurden, deren Sequenzen nur wenige Alleldifferenzen zu der Sequenz des australischen Ausbruchsstamms aufweisen. Eine Verbindung zu Produkten des betroffenen indischen Herstellers konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Die Ermittlungen zu weiteren Fällen und der Lieferkette sowie die Untersuchung auf Kontamination der in Frage kommenden Produkte werden fortgeführt. Es handelt sich um einen überregionalen nosokomialen Ausbruch gemäß § 6 Abs. 3 Infektionsschutzgesetz (IfSG).
Bitte melden Sie alle R. pickettii-Nachweise unabhängig vom Untersuchungsmaterial an Ihr zuständiges Gesundheitsamt. Alle R. pickettii-Isolate mit Probenentnahme seit August 2023 sollten zunächst bis einschließlich 31.3.2024 zur Typisierung an das Konsiliarlabor für Mukoviszidose-Bakteriologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main gesendet werden.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter Nosokomiale-Ausbrueche@rki.de zur Verfügung. Fragen an das Konsiliarlabor können Sie an PD Dr. Michael Hogardt richten unter Michael.Hogardt@ukffm.de.
---------------------------------------------------------------------------- WHO Collaborating Centre for Diphtheria
Das Konsiliarlabor für Diphtherie am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist seit diesem Jahr WHO Collaborating Centre for Diphtheria.
Die Ernennung erfolgte am 8.01.2024. Das Konsiliarlabor für Diphtherie ist damit zusammen mit der United Kingdom Health Security Agency (UKHSA) in London eines von zwei globalen Referenzlaboren für Diphtherie.
Die DGHM und insbesondere die Ständige Arbeitsgemeinschaft Referenz- und Konsiliarlaboratorien (STAG RK) gratuliert Anja Berger und Andreas Sing für diesen schönen Erfolg.
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